Kirsch-Blog

Texte schreiben, Hörspiel machen

Märchen in der Schule aufnehmen – eine akustische Herausforderung

Hörspiel in der Schule aufnehmen

Seit nun acht Jahren fahre ich jedes Jahr nach Freital-Wurgwitz zur Grundschule am Albertschacht. Dort nehme ich immer mit der aktuellen dritten Klasse Hörspiele auf. Das ist immer einer der Höhepunkte des Jahres für mich. Die Kinder sind einfach toll und immer voll bei der Sache. Leider ist die Akustik in Schulen für Hörspielaufnahmen schlecht. Doch es gibt ein paar Tricks.

Dieses Jahr wünschten sich die Lehrer Märchen von mir. Sie brachten mir einige grimmsche Märchen zur Vorbesprechung mit. Die Vorbesprechung findet immer zur Buchmesse in Leipzig bei einem leckeren Frühstück im Telegraphen statt. Da macht das Hörspielmacherleben gleich nochmal soviel Spaß.

Also arbeite ich Aschenputtel, Bremer Stadtmusikanten, Frau Holle, Dornröschen und das tapfere Schneiderlein zu Hörspielmanuskripten um. Im Mai ging es dann nach Freital, um alles aufzunehmen.

Aufnehmen in Klassenräumen ist ein akustischer Albtraum

Stimmen, Geräusche und Musik all das nehme ich mit den Kindern vor Ort in der Schule auf. Leider sind akustisch gesehen Klassenzimmer ein Albtraum. Es hallt fürchterlich. Wenn eine Hörspielszene außen spielen soll, dann macht der Hall die Aufnahme unglaubwürdig. Es klingt wie im Zimmer und nicht wie Goldmarie, die draußen am Brunnen sitzt. Deshalb versuche ich immer, in die Bibliothek der Schule zu kommen. Hier hallt es weniger, da der Raum kleiner ist. Auch gibt es dort solche Polsterwürfel bzw. Sitze und Liegematten. Die verteile ich im Raum, staple sie übereinander und hänge sogar mit Decken Wände ab oder baue kleine Sprechkabinen, so lässt sich die Akustik verbessern.

Auch darf ich nicht vergessen: Schulen sind laut. Deshalb schaue ich immer auf die Pausenzeiten und nehmen darin nicht auf. Denn wenn Pausen sind, wird es in den Gängen laut und das kommt dann alles mit auf die Aufnahmen.

Neben Raumgestaltung und Ruhe sind natürlich die Mikrofone sehr wichtig.

Dynamisch geht leider nicht

In akustisch schlechten Räumen sind dynamische Mikrofone die erste Wahl. Sie sind sehr unempfindlich und nehmen praktisch nur den direkten Schall auf. Aber sie haben einen Nachteil. Sie sind sehr unempfindlich oder platt gesagt: Sie nehmen sehr leise auf. Allerdings sprechen Kinder nicht immer laut ins Mikrofon. Viele sind schüchtern und deshalb leise. Klar, wer das erste Mal vor einem Mikro steht, der brüllt da nicht rein. Zumal noch Klassenkameraden dabei sind und da will sich keiner blamieren, was wiederum zu leiserer Stimme führen kann. Sicher, wenn ich länger mit den Kindern arbeite, sie motiviere und sie sich an die Situation gewöhnt haben, werden einige zu wahren Sprechgenies, aber nicht alle. Für die brauche ich empfindliche Mikros und die sind sicher nicht dynamisch.

Kondensator-Mikros sind besser, wenn …

Kondensatormikrofone sind wesentlich empfindlicher und nehmen selbst das schüchternste Kind befriedigend laut auf. Problem, sie zeichnen auch den Raumhall auf. Gerade die schönen Großmembran-Mikrofone, die für Sprache ideal sind, sind besonders empfindlich. Deshalb greife ich zu Kleinmembran Kondensatormikrofonen. Die werden oft als Instrumentenmikros bezeichnet und nehmen den Schall gerichteter auf. Der Raumhall ist nicht mehr ganz so präsent in der Aufnahme. Natürlich funktionieren auch Richtmikrofone, die sind mir aber zu lang und unhandlich. Mit den kleinen Instrumentenmikros erziele ich wirklich gute Ergebnisse.

Expander hilft

Bei der Bearbeitung der Aufnahmen jage ich dann noch einen Expander über die Spuren. So wird die direkt aufgenommene Stimme noch präsenter und der Nachhall minimiert. Sicher es klingt nicht so trocken wie Studioaufnahmen, aber es ist jetzt mehr als brauchbar.

So klingt es

Ausschnitt aus "Die Bremer Stadtmusikanten" (2017, Klasse 3 b Grundschule am Albertschacht)

Märchen fertig

Gestern habe ich die fertigen Märchen nach Freital geschickt. Ich hoffe sie kommen gut an und freue mich auf das nächste Jahr mit neuen tollen Hörspielaufnahmen.


 

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Tags : Hörspiel Aufnehmen Produzieren